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Das perfekte Unternehmen - so würde mein #FutureBusiness aussehen

Gregor Ilg
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Schöne Arbeit
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21.6.2019

Vor fünf Jahren wurde ich zum zweiten Mal Papa. Und zum ersten Mal nahm ich mir eine kleine Auszeit vom Arbeitsalltag. Ich verbrachte Zeit mit meinen Kindern und damit, über unsere Zukunft nachzudenken. Wie wollen wir als Familie eigentlich künftig leben? Und welcher Arbeitsalltag passt dazu?

Wie würde das perfekte Unternehmen aussehen, wenn ich es am Reißbrett entwerfen könnte? Dabei geht es gar nicht um die Arbeitsplatzgestaltung oder den Einsatz bestimmter Methoden. Es geht ums Grundsätzliche.

Als Beitrag zur Blogparade #FutureBusiness initiiert von Stephan Grabmeyer stelle ich hiermit die Future Proof Company vor (wer genau aufpasst, hört jetzt einen Trommelwirbel). Da es sich um ein Gedankenexperiment handelt, lasse ich die vielen Herausforderungen, die eine konkrete Umsetzung mit sich bringen würde, guten Gewissens außen vor und konzentriere mich lediglich auf die folgenden fünf Kernaspekte:

1. Unternehmenszweck

Angelehnt an die Philosophie der B Corp Bewegung wird das Unternehmen nicht allein am wirtschaftlichen Erfolg ausgerichtet. Stattdessen wird ein Mehrwert für alle beteiligten Interessengruppen angestrebt. Gemeint sind sowohl die Inhaber, als auch die Mitarbeiter, die Kunden, die Gemeinschaft und die Umwelt. So wie für die B Corp zertifizierten Unternehmen Patagonia, Ben and Jerry`s oder Startnext gilt der Leitsatz: “Using Business as a Force for Good”.

Aus diesem Gedanken leitet sich der Unternehmenszweck der Future Proof Company ab. Sozial engagierte Organisationen werden bei der Entwicklung und Umsetzung von nachhaltigen Geschäftsmodellen im Interesse des Gemeinwohls begleitet.

Ein interdisziplinäres Team unterstützt Unternehmen methodisch und inhaltlich, die sich aufgrund ihrer sozialen Ausrichtung in der Regel keine Unterstützung von außen leisten können.

Es gibt sehr viele Projekte und Organisationen insbesondere im Bereich von sozialer Arbeit oder Social Entrepreneurship, die großartige Ideen und Ziele haben. Oft arbeiten hier Leute, die hochmotiviert sind und einen echten gesellschaftlichen Mehrwert schaffen wollen, sich aber nicht unbedingt mit Unternehmensführung, Organisationsdesign und den Rahmenbedingungen für innovative Produktentwicklung auseinandersetzen möchten oder können.

Das sind Menschen wie Steffie Metz. Seit zwei Jahren reist sie mit ihren zwei Söhnen durch Afrika und hat angefangen, dort mit Einheimischen Spielzeuge zu entwickeln. Sie hat ein tolles Netzwerk geknüpft und hilft den Kindern vor Ort. Und sie berichtet darüber. Sie lebt damit von Tag zu Tag und hat keine finanzielle Sicherheit.

Die Future Proof Company hilft Menschen wie ihr dabei, mit ihren Ideen, ihrer Leidenschaft und ihren Netzwerken ein nachhaltiges Geschäftsmodell zu entwickeln, welches ausreichend finanzielle Sicherheit schafft, um sich möglichst sorgenfrei auf die eigentliche, gemeinnützige Tätigkeit zu konzentrieren.

Diese Unterstützung richtet sich nicht nur an Selbständige und Startups. Auch Vereine, Parteien oder Bildungseinrichtung können von dieser Hilfe profitieren.

2. Geschäftsmodell

Jetzt wird es spannend. Bisher unterscheidet sich die Idee nicht maßgeblich von anderen Fördervereinen oder Verbänden im Bereich Social Impact, wie zum Beispiel dem Social Entrepreneurship Network Deutschland e.V.

#FutureBusiness hingegen beinhaltet auch die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle für die Umsetzung nachhaltiger Projekte. Soziale Initiativen sind in den seltensten Fällen finanziell großzügig ausgestattet. Und ihre “Kunden” leider auch nicht.

Es liegt in der Natur der Sache, dass soziale Organisationen Menschen helfen, die sich nicht selbst helfen können. Aber wer hilft den sozialen Organisationen?

Die Future Proof Company wird nicht von denen bezahlt, die sie unterstützt. Die meisten dieser Einrichtungen können sich externe Berater nicht leisten. Schon gar nicht bei den aktuell üblichen Tagessätzen. Stattdessen erhalten diese Organisationen das Angebot der Future Proof Company komplett kostenlos. Ein fünfköpfiges, interdisziplinäres Team für einen Monat. Inklusive Designer, Produktmanager, Entwickler, Marketingmanager oder Nachhaltigkeitsexperten. Mit dem Ziel innovative Konzepte für die Umsetzung eines nachhaltigen, sozialen Geschäftsmodells zu entwickeln.

Die Finanzierung der Future Proof Company wird auf anderem Wege sichergestellt. Nicht durch Förderprogramme, die alle Jahre wieder neu beantragt werden müssen. Auch nicht durch das ständige Einwerben von Spendengeldern oder Charity. Das Geschäftsmodell der Future Proof Company adaptiert ein Geschäftsmodell, welches die Initiative Mein Grundeinkommen e.V. perfektioniert hat: PayForChange.

145.995 Menschen unterstützen Mein Grundeinkommen e.V. ohne eine direkte Gegenleistung.


Im Gegensatz zu Spenden oder Charity, geht es beim PayForChange Ansatz darum, dass Menschen Organisationen dauerhaft finanziell unterstützen, um eine gesellschaftliche Transformation im eigenen Interesse voranzutreiben. Mein Grundeinkommen e.V. wird über ein Abo-Modell von über 145.000 Menschen regelmäßig finanziell unterstützt. Die “gekaufte” Gegenleistung ist das Versprechen, mit diesem Geld die Idee vom bedingungslosen Grundeinkommen nachhaltig und dauerhaft in der Gesellschaft zu verankern.

Die Future Proof Company bedient sich der gleichen Idee. Menschen, denen es wichtig ist, dass soziale Organisationen eine stärkere Stellung in der Wirtschaft erhalten, können sich über eine Plattform kostenpflichtig anmelden und so direkt in soziale Projekte investieren.

Die damit finanzierte Maßnahmen werden über die Plattform ausführlich dokumentiert. Die Projekte erhalten eine erhöhte Sichtbarkeit in Form von Videos und Berichten. Konkrete Zahlen und Erkenntnisse werden veröffentlicht und mit anderen sozialen Unternehmen geteilt. Wie beim Modell von Mein Grundeinkommen sind die Auftraggeber und die Leistungsempfänger zwei verschiedene Gruppen.

Bei 5.000 Abonnenten mit einem monatlichen Beitrag von 5€ kann mit dem PayForChange Modell die Grundsicherung für ein zehnköpfiges crossfunktionales Team gesichert werden.

3. Organisationsdesign

e-Book "MENSCHpunktNULL" herausgegeben von Schiel & Seidel inkl. Beitrag "Future Proof Company" gratis zum Download.

Ist es realistisch, dass Einnahmen in Höhe von 25.000€ pro Monat für den Betrieb eines 10-köpfigen Unternehmens ausreichen? Dazu habe ich im Buch MENSCHpunktNULL einen ausführlichen Beitrag geschrieben. Das e-book mit diesem und anderen Beiträgen zum Thema Digitalisierung und Menschlichkeit könnt ihr hier kostenlos herunterladen.

Die wichtigsten Punkte seien hier kurz zusammengefasst. Als Grundlage für das Organisationsdesign der Future Proof Company dient die ursprüngliche Idee von New Work, so wie sie von Frithjof Bergmann formuliert wurde. Die Aufgaben innerhalb des Unternehmens würden zu gleichen Teilen auf drei Bereiche verteilt werden:

  • ⅓ Erwerbstätigkeit
  • ⅓ Selbstversorgung
  • ⅓ Arbeit, die man wirklich wirklich tun möchte

Bei einem Team von 10 Leuten, stehen etwa 17 Personentage pro Woche für jeden Bereich zur Verfügung. Diese können von Woche zu Woche unterschiedlich auf die einzelnen Teammitglieder aufgeteilt werden.

Crossfunktionale Teams von 3-4 Personen arbeiten an den konkreten Innovationsprojekten für soziale Organisationen im Sinne des Geschäftsmodells. Eine Projektphase wird durchschnittlich innerhalb von einem Monat abgeschlossen, so dass die Teams im Monatsrhythmus jeweils neue Aufgaben übernehmen könnten.

Die Teammitglieder, welche nicht aktuell an einem Projekt arbeiten, entwickeln innovative Konzepte für den Ausbau der Selbstversorgung. Zum Beispiel in Form von Vertical Farming, Energieautarkie oder durch die Optimierung der Infrastruktur.

Damit diese Art der Selbstversorgung funktioniert, ist es notwendig, dass alle Mitglieder der Future Proof Company nicht nur gemeinsam für das Unternehmen wirtschaften sondern auch die gemeinsamen Flächen bewirtschaften. Das erfordert eine räumliche Nähe. Dafür bieten sich Co-Living-Konzepte oder gemeinschaftliche Bauprojekte an, wie sie unter anderem bei bring-togehter.de vorgestellt werden.

Das Organisationsdesign ermöglicht nicht nur das hier beschriebene Geschäftsmodell. Gemäß dem dritten Aspekt der New Work Idee gibt es ausreichend Freiräume, um eigene Ideen und Konzepte umzusetzen.

4. Teamstruktur

In der ersten Phase besteht die Future Proof Company aus einem Team von 10 Menschen mit ganz unterschiedlichen Fähigkeiten aus den Bereichen agiles Projektmanagement, Design, Tech, Kommunikation und Pädagogik. In seinem Buch “Good to Great” hat Jim Collins festgestellt, dass bei den langfristig erfolgreichsten Unternehmen die Teamzusammenstellung wichtiger war, als die konkrete Mission. Erst müssen die richtigen Leute auf den richtigen Plätzen sitzen und dann wird gemeinsam entschieden, wo die Reise hingeht.

Natürlich wird die Richtung durch die allgemeine Unternehmensstrategie vorgegeben. Aber welche Projekte dann in welcher Form umgesetzt werden, wird gemeinsam in Abhängigkeit der Fähigkeiten und Interessen der Teammitglieder entschieden.

Grundlage für die Zusammenarbeit sind die Werte der New Work Bewegung. Projekte werden in Circlen organisiert. Als Führungsmodell dient das Level 5 Leadership, welches ebenfalls von Jim Collins als eine “paradoxe Mischung aus leidenschaftlichem Willen und persönlicher Bescheidenheit” beschrieben wird.

Das Unternehmen agiert nach den Prinzipien der Postwachstumsökonomie. Das gemeinsame Ziel ist nicht die kontinuierliche Profitmaximierung mit Wachstum um jeden Preis. Stattdessen wird nachhaltig gewirtschaftet, um eine hohe Resilienz zu entwickeln. Darum wird die Future Proof Company genossenschaftlich organisiert.

Wie beim Sport werden selbstverständlich auch individuelle Leistungen wertgeschätzt und gewürdigt, aber im Endeffekt gewinnt man als Team und man verliert als Team.

5. Infrastruktur

Damit sich das Team der Future Proof Company voll auf die Aspekte Auftragsarbeit, Selbstversorgung und Selbstverwirklichung konzentrieren kann, werden möglichst viele administrative Aufgaben automatisiert. Als Inspiration dient hier die Idee der Dezentralisierten Autonomen Organisationen kurz DOA. Dabei handelt es sich um ein Organisationsmodell ohne Manager, wo die Unternehmensregeln über einen Blockchainmechanismus festgelegt und umgesetzt werden. Aufwände für Controlling, Buchhaltung und Reporting werden reduziert. Das Team kann sich voll auf die Wertschöpfung konzentrieren.

Die Kommunikation läuft über Kollaborationstools. Die Projektergebnisse werden über eine digitale Plattform dokumentiert und verwaltet und über Schnittstellen zu den sozialen Medien öffentlich geteilt. Wo möglich wird die Plattform mit bereits bestehenden Lösungen umgesetzt. Wenn das Team zusätzliche Funktionalitäten entwickelt, werden diese über Open Source oder Open Data Formate öffentlich verfügbar gemacht.

Wann startet das #FutureBusiness

Wie ein intersdiziplinäres Team für die Future Proof Company aussehen könnte, wurde kürzlich bei Twitter erörtert:


Darüber hinaus ist es es offensichtlich, dass so eine Art von Unternehmen noch viele ungeklärte Fragen mit sich bringt? Funktioniert das #PayForChange Geschäftsmodell? Wie könnte eine Anstoßfinanzierung aussehen? Wie lange dauert es, bis sich das Unternehmen selbst trägt? Welche Herausforderungen bringen genossenschaftliche organisierte Unternehmen oder gar DOAs mit sich? Wie löst man das Problem der räumlichen Nähe?Gibt es Indizien dafür, dass die Idee nicht nur eine sozialromantische Utopie ist? Und wer wird Geschäftsführerin?

Glücklicherweise werde ich ein Jahr lang Zeit haben, um mich mit diesen und anderen Fragen näher zu beschäftigen. In dieser Zeit wäre ich sehr interessiert am Austausch mit Menschen, die ähnliche Ideen haben. Vielleicht gelingt es  mit einer gesunden Portion Optimismus und Naivität, eine ungewöhnliche Idee gemeinsam in die Tat umzusetzen. Es wäre nicht das erste Mal.








Gregor Ilg
Jeden Tag die Welt verbessern. Zumindest für irgendjemanden. Zumindest ein bisschen. Blogger für eine zukunftsfähige Welt
Sehr interessant. Halt mich auf dem Laufenden!

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